Schweden, oder auch das Königreich Schweden, liegt im Norden von Europa und ist direkter Nachbar zu Norwegen und Finnland. Der Name Schweden kommt vom altenglischen Wort Sweoðeod, das „Menschen der Swedes“ bedeutet.
Mit über 450.000 km² Landesfläche ist Schweden das größte Land Europas, Schweden ist allerdings sehr rar besidelt, denn auf dieser riesigen Fläche wohnen insgesamt „nur“ 9.2 Millionen Menschen, das macht ca. 21 Einwohner auf einem Quadratkilometer.
Von den 9.2 Millionen leben 85% bereits in Städten und die Zahl der auf dem Land lebenden Bevölkerung sinkt auf Grund der Urbanisation ständig.
Die größte Stadt ist zugleich auch die Hauptstadt – Stockholm wird von ganzen 3.3 Millionen Menschen bewohnt. Zweit- und dritt größte Stadt sind Gothenburg beziehungsweise Malmö.
Schweden stützt sein Staatssystem auf eine konstitutionelle Monarchie mit einem parlamentarischen System und besitzt eine außgerwöhnlich gute Ökonomie.
Mitglied der europäischen Union ist das Land seit dem 1. Januar 1995, gleichzeitig ist Schweden auch Mitglied der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Developement, auf deutsch: Organisation für ökonomische Cooperation und Entwicklung).
Bereits im Mittelalter avancierte Schweden zu einem eigenständigen und geeinten Staat, im 17. Jahrhundert erlangte das Land durch Kriege eine Größe riesigen Ausmaßes. Allerdings verlor das Königreich bereits 100 Jahre später das heutige Finnland an Russland und behielt seine damalige Größe bis zum heutigen Tag bei.
Die schwedische Regierung legte seit jeher sehr viel Wert auf gute Ausbildung und so kommt es, dass der Staat in heutigen Schulleistungstests meist exzellente Ergebnisse erzielt. Kinder im Alter von 1 bis 5 Jahren besuchen einen kostenlosen Kindergarten, in dem sie täglich betreut und gefördert werden. Im Alter von 6 bis 16 Jahren besuchen die Zöglinge eine Gesamtschule und die meisten Kinder besuchen nach diesen 10 Jahren weitere 3 Jahre eine weiterführende Schule, die erstmals Spezialisierungen bezüglich der Fächer anbietet.
Bildung in Schweden
Die schwedische Regierung legt sehr viel Wert auf Bildung und gute Betreuung der heranwachsenden Einwohner. Deshalb wird gerade in diesen Sektor sehr viel Geld investiert, was sich aber auch deutlich auszahlt; schwedische Schulkinder erzielten beim letzten PISA Test den 22. Platz weltweit.
Die Bildungskette des schwedischen Staates beginnt für Kinder bereits im Alter von nur einem Jahr, bis sie 6 sind werden sie in kostenlosen Kindergärten untergebracht, in denen sie spielen aber auch lernen und gefördert werden, verpflichtend ist der Besuch einer solchen Einrichtung jedoch nicht.
Ab dem 6. Lebensjahr besuchen die Kinder eine Gesamtschule, die sie erst mit 16 wieder verlassen. Dieser Schulabschnitt ist verpflichtend für alle Heranwachsenden und ist in drei Abschnitte gegliedert, die jedes Schulkind während seiner schulischen Ausbildung durchläuft. Nachdem sie das 9. Schuljahr beendet haben, endet die Schulpflicht. Es besteht jedoch die Möglichkeit eines Besuches einer weiterbildenden Schule, diese nehmen 63% der Schüler war. In den letzten 3 Jahren ihrer Ausbildung haben die Kinder erstmals die Möglichkeit, sich zu spezialisieren und eine Richtung für den späteren Beruf einzuschlagen.
Dies ist das wohl einzige Problem der schwedischen Ausbildung; es gibt wenig Möglichkeiten, den Bildungsweg zu beeinflussen. Beispielsweise sind Kurse der höheren Mathematik nur in der 7. Schulstufe ein Semester lang für den Schüler wählbar, den Rest der Schulzeit wird jedes Kind auf gleichem Niveau in jedem Fach unterrichtet.
Erst im Alter von 12 oder 13 Jahren bekommt der Schüler mehr Auswahlmöglichkeiten und die wählbaren Fächer nehmen zu. Allerdings variiert die Anzahl der wählbaren Fächer von Schule zu Schule, so wird meist doch der Einheitsunterricht bis zum Ende der Gesamtschule beibehalten.
Erst nachdem das Kind die Pfichtschule und somit die Gesamtschule abgeschlossen hat, bekommt es eine breite Palette an Auswahlmöglichkeiten für seinen späteren Berufsweg eröffnet. Ab diesem Punkt gibt es auch die Möglichkeit einer privaten und nicht mehr staatlichen Ausbildung an verschiedensten Hochschulen.
Das schwedische Schulsystem
Grundskola und Gymnasium, Gemeinschaftsgedanke und Gebührenfreiheit
Der hohe soziale und noch immer landesweit allgemein akzeptierte Wert, den größtmögliche Chancengleichheit und stark geförderte Ausbildungsmöglichkeiten innerhalb des schwedischen Bildungssystems genießen, manifestiert sich bereits früh und mit Beginn der schulischen Karriere. Trotz einiger, auch grundlegender Änderungen, Reformen und Sparmaßnahmen, denen das schwedische Schulsystem in den letzten etwa 10 Jahren ausgesetzt war, sind alle Lernmittel für die Schüler sowohl der neunjährigen und obligatorischen Grundschule wie auch des dreijährigen und freiwilligen Gymnasiums kostenlos. Auch Schulmahlzeiten und Schultransporte sind fast immer gratis, darüber hinaus ist auch das schwedische Privatschulsystem gebührenfrei und wird von der Regierung umfangreich unterstützt. Vorbildlich ist auch die Ausstattung mit moderner Technologie an allen Schulen, im Durchschnitt 96 % aller Schulkinder haben Zugang zu Computern und dem Internet. Nach dem Besuch der Vorschule (förskola) für Kinder zwischen 1 bis 5 Jahren, die man mit den deutschen Kindergärten vergleichen kann, erfolgt der Besuch der Grundskola mit den Klassen 1 bis 9, wie in Deutschland beginnt die Schulpflicht mit 6 Jahren, endet jedoch statt mit 18 bereits mit 16. Als wichtigstes Kernstück des Systems ist die verpflichtende Grundschule meist in kommunaler Regie organisiert, statt der alten Notenfreiheit bis zur achten Klasse werden seit 2012 bereits ab der sechsten Klasse Zensuren vergeben, Pflichtfächer sind neben Schwedisch und Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften, Technik und Politik, Kunst und Musik, Werken sowie Sport und praktische Hauswirtschaft. Wichtiger pädagogischer Gedanke an den Grundschulen ist auch der lange Verbleib im gleich bleibenden Klassenverbund, dies soll Freundschaften und Vertrauen fördern, früh erfolgt auch eine detaillierte Kooperation zwischen Lehrern und Schülern, etwa bei der Erstellung von Wochenplänen, Lernzeiten und -zielen.
Kooperation und Kernfachkurse, Kreativität und Klavierklänge
Deutlich berufsorientierter und stärker auf das jeweilige zukünftige Arbeitsleben zielend als die deutschen Einrichtungen ihrer Art, präsentieren sich auch die schwedischen Gymnasien, die kostenlos und freiwillig sind, als einzige weiterführende Schulalternative jedoch von mehr als 90% der Absolventen der Grundskola besucht werden. Charakteristikum des Gymnasiums sind die 17 unterschiedlichen Ausbildungsprogramme (13 zur Berufsorientierung und 4 zur Studienvorbereitung), verpflichtend ist jedoch für alle Schüler die Belegung bestimmter Kernfachkurse (kärnämneskurser) wie etwa Schwedisch, Englisch und Mathematik. Die Förderung des Gemeinschafts- und Kooperationsgedankens aus der Grundskola wird an den Gymnasien fortgeführt, Lehrer und Schüler duzen sich üblicherweise, allerdings werden die Klassentüren nach Unterrichtsbeginn meist abgeschlossen, sodass Verspätete erst nach 10 Minuten klopfen dürfen. Sehr gute Platzierungen schwedischer Schüler bei internationalen Schulleistungsstudien seit den 1960er Jahren in den Bereichen Fremdsprachen, Staatsbürgerkunde und Informations- und Kommunikationstechnologien sowie speziell der Lesefertigkeiten beruhen sicherlich nicht zuletzt auf der großen Rolle, welche die Kreativitätsförderung auch an den Gymnasien spielt, wo man häufig sogar Klaviere und Computer auf den Gängen der Schulgebäude findet. Die mehrfach evaluierten und wiederholt erbrachten Leistungen werden auch von den Kritikern des schwedischen Schulsystems akzeptiert, die mitunter monieren, dass Kinder nicht sitzen bleiben können, der Wiederholung einer Klasse von den Eltern zugestimmt werden muss und sich das Unterrichtsniveau an den schlechteren Schülern orientiert. Befürworter einer solchen eher ganzheitlich ausgerichteten Pädagogik, die gerade auch das Miteinander, den Gleichheitsgedanken und die gemeinsame Verantwortung aller Teilhabenden zum Zeil hat, führen jedoch nicht ganz unberechtigt an, dass der Großteil der schwedischen Schüler sowohl an den Grundschulen als auch auf den Gymnasien Umfragen zufolge sehr zufrieden ist. Auch die alle halbe Jahre durchgeführten Evaluationen seitens der Schulämter belegen deutlich, dass freiwillige Sonderveranstaltungen wie zum Beispiel Film-Projekttage o.ä. von den Schülern gerne angenommen, und nicht als lästige Mehrarbeit angesehen werden.
Schwedens schönste Universitätsstädte
Probieren, studieren und promovieren im hohen Norden
Zwar hat das auch speziell auf den Bildungssektor wirkende, und spätestens seit den 1970er Jahren auch international viel beachtete sog. „Schwedische Modell“ in den letzten Jahrzehnten durchaus einige bedeutende Änderungen hinsichtlich seiner egalitären Ansprüche erfahren. Bemerkenswert bleibt aber doch, dass von den insgesamt 14 staatlichen schwedischen Universitäten sage und schreibe 12 als solche erst nach der Mitte des 20. Jahrhunderts besonders auch mit dem Anspruch der besseren Bildungschancen für alle gegründet wurden. Auch für Deutsche ist Schweden als Studienort noch immer interessant, zum einen wegen der guten technischen Ausstattung der Einrichtungen, dem hohen Stellenwert der Forschung und der großen Wahlmöglichkeiten bei der individuellen Gestaltung des Studiums, zum anderen aufgrund der problemlosen Anerkennung des deutschen Abiturs, der hohen internationalen Vernetzung und Ausrichtung schwedischer Unis und natürlich wegen der Nichtexistenz von Studiengebühren. Darüber hinaus ist Schweden sicherlich kein kostengünstiges, dafür aber sowohl landschaftlich wie kulturell umso schöneres und sehr gastfreundliches Land mit teils sehr altehrwürdigen, attraktiven und authentischen Städten.
Universität Uppsala (Uppsala universitet)
Die älteste und noch immer existierende Universität nicht nur Schwedens, sondern in ganz Skandinavien befindet sich seit 1477 auch in einer der ältesten Städte der gesamten Region, der heute mit gut 202 000 Einwohnern viertgrößten schwedischen Stadt wurden bereits vor 1300 die Stadtrechte verliehen. Gut 22 000 Studenten sorgen für ein ausgeprägtes Nacht- und Kulturleben sowie internationales Flair, im ganzen Land berühmt ist das jährliche und studentisch organisierte Bootsrennen am 30. April auf dem Fluss Fyrisån, welches im Rahmen der landesweiten Walpurgisnachtfeiern (Valborg) besonders von angehenden Akademikern stürmisch zelebriert wird. Von den über 6000 Mitarbeiter der Uni sind ca. 4000 Lehrkräfte in den Fakultäten Geistes- und Erziehungswissenschaften, Sprachen, Recht, Medizin, Pharmazie, Wissenschaft und Technik, Sozialwissenschaften und Theologie.
Universität Lund (Lunds universitet)
Die zweitälteste schwedische Universität wurde im Jahr 1666 gegründet, die Stadt Lund mit ihren heute gut 82 000 Einwohnern und fast 30 000 Studenten ist die wichtigste und traditionsreichste „Studentenstadt“ Südschwedens. Obwohl die Mitgliedschaft in ihnen seit 2010 auch für internationale Austauschstudenten nicht mehr obligatorisch ist, spielen doch die Studentenvereinigungen („Studentnationer“) in Lund wie auch im ganzen Land sowohl im universitären als auch städtischen Leben noch immer eine große Rolle. Aktuell existieren insgesamt 13, sich teilweise bis ins Mittelalter zurück verfolgen lassende derartige Vereinigungen, sie organisieren u.a. sportliche und kulturelle Events und besitzen bzw. betreiben eigene Bars, Cafés, Klubs, Restaurants und Discotheken. In Lund gibt es die Fakultäten Naturwissenschaften, Jura, Gesellschaftswissenschaften, Medizin und Humaniora/Theologie, zugehörig sind auch die technische und die Wirtschaftshochschule sowie die Fakultät für Kunst-, Musik- und Theater an der Hochschule in Malmö. Von den 6000 Mitarbeitern sind knapp 4000 Lehrkräfte.
Universität Göteborg (Göteborgs universitet)
Die Gründung der drittältesten Universität erfolgte jedoch bereits im Jahr 1891. Die mit ca. 520 000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Schwedens und wichtigste Metropole an der Westküste ist für ihre aktive Musik- und speziell Metal-Szene, die größte skandinavische Buchmesse im September und das Göteborg International Film Festival international bekannt, einiges Renommee besitzt auch der lokale Fußballverein IFK Göteborg als erfolgreichster seiner Art in Schweden. Die Fakultäten Medizin, Geisteswissenschaften, angewandte und bildende Künste, Sozial- und Naturwissenschaften, Pädagogik, IT sowie die zugehörige Handelshochschule Göteborg verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet, von den etwas über 5000 Mitarbeitern sind knapp 3200 als Lehrkräfte für aktuell ca. 26 000 Studenten tätig.
Universität Stockholm (Stockholms universitet)
1878 war das Gründungsjahr der nach der Königlich Technischen Hochschule“ (Kungliga Tekniska högskolan, KTH) von 1827 zweitältesten Universität der schwedischen Hauptstadt mit ihren knapp 870 000 Einwohnern, sie wird heute zu eine der besten 100 Hochschulen der Welt gezählt. Bekannte Absolventen wie der Filmregisseur Ingmar Bergman, der ehemalige Premierminister Carl Bildt, der Nobelpreisgewinner in Chemie Hans von Euler-Chelpin sowie der erste schwedische Astronaut Christer Fuglesang haben sicherlich zu dem großen Ruhm der Lehranstalt beigetragen, doch auch die aktuelle Qualität der Forschung und Lehre an der humanistischen, staats- und gesellschaftswissenschaftlichen, juristischen und naturwissenschaftlichen Fakultät sowie an den kooperierenden Forschungszentren für Physik, Astronomie, Biotechnik und Informatik muss internationale Vergleiche nicht scheuen. In den Kernbereichen gut 35 000 Studenten werden von fast 5000 Mitarbeitern betreut, etwa die Hälfte erfüllt lehrende und forschende Aufgaben. Der Campus der Uni und Wohnort vieler Studenten befindet sich im nordöstlichen Stadtteil Norra Djurgården, das Frescati genannte Areal beherbergt auch den botanischen Garten, die königlich schwedische Akademie der Wissenschaften und das Studentenwohngebiet Lappkärrsberget („Lappis“), wo aus bislang nicht gänzlich geklärten, jedoch vermutlich humoristischen Gründen immer dienstags um 22 Uhr ein kollektives Schreien aus dem Fenster stattfindet.
Fernstudium in Schweden
Durch die laufende Gestaltung des Bildungsangebots in Schweden, verfügt Schweden nunmehr über eine Weiterbildungssituation welche auf die Individualität der einzelnen Studenten abzielt. Auch für Berufstätige besteht ein großes Angebot im Bereich Bildung. Zurückzuführen ist dieses auf die lange Tradition des Fernstudiums in Schweden. So bieten heutzutage die meisten Hochschulen & Universitäten Studiengänge an, welche sich durch ein wechselnden Inhalt und Umfang auszeichnen. Dabei liegt der Hauptfokus in der Ausrichtung der Fernstudiengänge bei den jeweiligen Studenten. Es ist das Ziel des schwedischen Bildungssystems die Fernstudenten bei ihrer Studienwahl zu begünstigen und nicht zu hindern. Faktoren wie das Arbeitsverhältnis werden dabei ebenso berücksichtigt, wie etwaige Verhältnisse innerhalb der Familie oder des Wohnortes betreffend.
Die Vorteile des Fernstudiums sind sowohl bei den schwedischen Arbeitnehmern, sowie Arbeitgebern sehr gerne gesehen. So zeigen Fernstudenten den Ehrgeiz sich, neben ihrem eigentlichen Beruf oder Tätigkeit, weiterhin zu qualifizieren und weiterzubilden. Ein Fernstudium bietet für den Fernstudenten die Möglichkeit einer alternativen Weiterbildung ohne dabei auf sein Einkommen zu verzichten. Gerade für Familien ist der finanzielle Punkt mitentscheidend wenn es um die Weiterbildung per Fernstudium eines Familienangehörigen geht. Für potentielle neue oder bestehende Arbeitgeber zeigen sich in Fernstudenten Eigenschaften, wie Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin und Organisationstalent.
In einem umkämpften Arbeitsmarkt wie in Schweden zählt die Bildung mittlerweile zu einem der höchsten Güter wenn es darum geht gut bezahlte Berufe mir genügend Aufstiegsmöglichkeiten zu erlangen. Das Fachwissen, welches zusätzlich durch ein Fernstudium erlangt wird, hilft vielen schwedischen Arbeitnehmern zukunftssichere Anstellungen zu finden und trägt zur Stärkung der inländischen Wirtschaft, aber auch des Bildungssystems bei.
Die Wirtschaft Schwedens
Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die schwedische Ökonomie landwirtschaftlich geprägt. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung stützte sich zu Beginn vor allem auf den Abbau von Rohstoffressourcen und deren Verarbeitungsindustrie (bspw. Eisenerzhütten in Svealand). In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte sich Schweden zu einer der führenden Industrienationen weltweit und in den 1970er Jahren begann sich, die heutige Wirtschaftsstruktur herauszukristallisieren. Der Anteil der schwedischen Beschäftigten im industriellen sowie landwirtschaftlichen Sektor nahm stetig ab und der Dienstleistungssektor gewann immer stärker an Bedeutung. Im Jahr 2007 betrug der Anteil des landwirtschaftlichen Sektors am BIP entsprechend nur noch 1,4 Prozent, der des industriellen 28,6, während der des Dienstleistungssektors 70 Prozent ausmachte.
Heute weist die schwedische Ökonomie einen hohen Diversifizierungsgrad mit international agierenden Großunternehmen, vielfältigen Kleinunternehmen sowie ein umfassendes Dienstleistungsangebot auf. Aufgrund der Tatsache, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Verzahnung von industriellem und akademischen Bereich in Schweden traditionell einen hohen Stellenwert besitzen, gehört das Land heutzutage zu den technologisch entwickeltsten Ländern der Welt und ist weltführend hinsichtlich drahtloser Telekommunikation und Biotechnologie.
Die schwedische Wirtschaft stützt sich daneben auf reiche Vorkommen von Eisenerz, Nutzhölzern sowie Wasserkraft, die zu etwa 51 Prozent den inländischen Energiebedarf deckt. Dabei stellen Forstwirtschaft, Telekommunikation sowie Fahrzeug- und Pharmaindustrie die wichtigsten Wirtschaftssegmente des Landes dar. Bezogen auf das BIP pro Kopf ist Schweden eines der 15 reichsten Länder der Welt, was durch ein hohes Bildungsniveau der Bevölkerung, einen hohen Fachkräfteanteil sowie eine exzellente Telekommunikationstechnik gewährleistet wird.
Dienstleistungen
Der Dienstleistungsbereich trägt zu 70 Prozent am inländischen BIP bei und ist gemessen an der Gesamtbeschäftigung neben Holland und Luxemburg einer der größten Europas. Dies ist teilweise auf das breit gefächerte Angebote öffentlicher Dienstleistungen, die etwa ein Drittel ausmachen, zurückzuführen.
Industrie
Schwedens Ökonomie ist durch einen industriellen Sektor gekennzeichnet, der einen relativ hohen Anteil von Großunternehmen aufweist. Hierbei stellen der Fahrzeugbau (Saab, Volvo, Scania), die Papier- und Holzindustrie mit einem Anteil von jeweils 13 Prozent am BIP die größten Industriezweige, gefolgt vom Maschinenbau mit 12 (Electrolux, Tetra-Pak, SKF, Alfa Laval) und der Elektronikindustrie mit 10 Prozent (ABB, Ericsson) dar. Bedingt durch die starke Abhängigkeit der schwedischen Wirtschaft von einer verhältnismäßig kleinen Zahl internationaler Großunternehmen sowie die Konzentration der industriellen Produktion auf eine begrenzte Zahl inländischer Großunternehmen wird in Schweden besonders viel in Forschung und Entwicklung investiert.
Landwirtschaft
Etwa zehn Prozent der schwedischen Landesfläche werden landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzt. Davon befinden sich ungefähr 90 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe in Mittel- und Südschweden und sind größtenteils in familiärer Hand. Die landwirtschaftliche Produktion wird neben dem Anbau von Ölpflanzen, Kartoffeln und Getreide hauptsächlich von der Tierhaltung, in erster Linie Milchproduktion, dominiert. Schweden gehört zu waldreichsten Ländern weltweit und etwa 75 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaften gleichzeitig Waldflächen.
Außenhandel
Aufgrund des restringierten Binnenmarktes ist die schwedische Wirtschaft im starken Maße vom Export abhängig und traditionell wird eine liberale Außenhandelspolitik verfolgt. Der Außenhandel Schwedens zeichnet sich seit dem EU-Beitritt im Jahr 1995 durch eine starke Integration in den EU-Binnenmarkt aus. So werden mehr als 50 Prozent der Ausfuhren in Länder der Europäischen Union exportiert. Nach Russland ist Schweden mit einem jährlichen Holzeinschlag von 60 Mio. Kubikmetern der wichtigste europäische Holzlieferant. Exportiert werden neben den Rohstoffen Holz, Papier Zellstoff, Stahl und Eisen vor allem Maschinen, Transportmittel und Apparate, wobei Deutschland, Norwegen und Finnland neben den USA die wichtigsten Zielländer sind.
Schweden, das Möbel-Land
Wer an Schweden bzw. Skandinavien denkt, der denkt automatisch an wunderschöne romantische Fjorde, die Ostsee und an den tiefen Wald. Neben dem Tourismus spielt die Holzwirtschaft in Schweden, Dänemark und Norwegen eine sehr große Rolle. Jährlich werden in Schweden zum Beispiel 85 Millionen m³ Holz gefällt und teils weiterverarbeitet und exportiert. Auch für die Wiederaufforstung wird in Schweden sehr viel getan im Gegenzug. Es werden jährlich rund 114 Millionen m³ Fläche neu bepflanzt. In Schweden setzt man allgemein auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder. Die Nachhaltigkeit sieht zum Beispiel so aus, dass Biotope wie Bachufer von den Fällungsmaßnahmen weitgehend unberührt bleiben. Und wo Maschinen einen Bach überqueren müssen, dort wird eine Brücke gebaut. Diese Nachhaltigkeit zahlt sich für die skandinavische Forst- und Holzwirtschaft aber auch in anderer Hinsicht aus. Durch das Wissen um die Nachhaltigkeit in der schwedischen bzw. skandinavischen Forst- und Holzwirtschaft lieben die Menschen auf der ganzen Welt auch aus diesen Hölzern hergestellte Möbel und ziehen diese anderen Möbeln vor. Die langjährige Erfahrung bei der Verarbeitung von Holz spielt hier natürlich auch eine wesentliche Rolle.
Funktionalität und Schlichtheit
Die Gründe, weshalb viele sich gerade für Möbel aus Schweden entscheiden, sind sehr unterschiedlich. Vielleicht gehören sie zu den Menschen, die zeitlose Klassiker kaufen wollen für ihre eigenen vier Wände, damit sie in einigen Jahren sich nicht wieder nach neuen Möbeln umsehen müssen. Sicherlich ist es aber auch die Schlichtheit der Möbel, die in einem Raum weniger aufdringlich wirkt, als zum Beispiel die Bauernmöbel aus dem Süden von Deutschland. Außerdem benötigen sie nur ein Möbelstück dieser Art, um den Raum ganz anders wirken zu lassen. Diese einzelnen Möbelstücke lassen sich sehr gut mit anderen Einrichtungsgegenständen aus anderen Stilen kombinieren. Dies ist eine Eigenschaft, die nur die Möbel aus Schweden bzw. Skandinavien besitzen. Durch die Schlichtheit der Möbel aus Schweden ist dies möglich. Noch in den 1950er Jahren galten Möbel aus Schweden als günstige Massenware. Nach Dänemark ist Schweden heute das größte Möbel-Exportland Europas.
Ikea Konzept bewährt
Ein sehr bekannter schwedischer Möbelhersteller ist Ikea. Dieser Möbelhersteller hat auch zahlreiche Filialen in Deutschland. Das Firmenkonzept von Ikea kann man durchaus mit der Mentalität der Schweden vergleichen: Einfachheit spielt hier eine sehr große Rolle. Entsprechend werden hier Möbel angeboten, die nicht nur aus skandinavischem Holz hergestellt wurden und die einzelnen Teile werden nicht vom Hersteller zusammengeschraubt. Dies wird Ihnen als Kunde überlassen. Sie setzen und schrauben die Möbel zuhause zusammen. Dieses Konzept hat sich bisher bewährt, wobei dies nur ein Teil des Ikea Konzepts ist. Dank der Möbel von Ikea können Sie sich auch leicht den Traum vom skandinavischen Wohnstil erfüllen. Der Hersteller setzt bei den Möbelstücken nämlich nicht nur auf Qualität, sondern auch auf Funktionalität und Design.
Skandinavische Inneneinrichtung fürs Kinderzimmer
Auch im Kinderzimmer können Sie Skandinavien hautnah erleben, und zwar mit den Möbeln von Flexa aus Dänemark. Dieser Hersteller setzt auf Möbel, die sich auch auf die wechselnden Bedürfnisse von heranwachsenden Kindern anpassen lassen. Die Kinderzimmereinrichtung ist auf diese Weise nicht nur ganz im skandinavischen Wohnstil gehalten, sondern für Sie auch bezahlbar, weil sie viele Möbelstücke nur einmal kaufen müssen.
Weitere Anbieter
Neben diesen beiden großen bekannten Anbietern gibt es in Skandinavien noch weitere kleinere Möbelhersteller, wie Bolia. Dieser Möbelhersteller stellt Design-Möbel her, natürlich auch aus Massivholz. Wie auch andere skandinavische Hersteller legt Bolia beim Design großen Wert auf Schlichtheit und Funktionalität und trifft mit seinem Design den Zeitgeschmack von vielen Verbrauchern in Skandinavien und in Deutschland. Die Möbel von diesem Hersteller werden in Dänemark entworfen und handgefertigt. Viele der Möbel sind in verschiedenen Varianten, mit verschiedenen Stoffen und in unterschiedlichen Farben erhältlich.
Mode in Schweden
Schweden ist bekannt durch seine endlose Natur, die freie Wildnis, die kalten Winter und die Gastfreundschaft. Wer schon Mal in Schweden gewesen ist, wird diese Eindrücke nicht so schnell vergessen.
Was allerdings in Schweden auch auffällt, ist die Tatsache, dass die Menschen dort sehr modebewusst sind. Sie lieben ausgefallene und bunte Kleidung. Die bekannte Modemarke Nudie Jeans beispielsweise stammt ursprünglich aus dem schwedischen Göteborg und zeichnet sich durch alternativen Underground Style aus. Für den modebewussten Schweden wird in letzter Zeit der Textil- und T-Shirt Druck immer mehr in Mode. Wer sich in Schweden ein T Shirt selber gestalten möchte, nutzt mehr und mehr die Angebote im Internet. Trendige Schwedenmotive und Shirts in den Nationalfarben blau und gelb sind besonders angesagt und lassen sich ideal gestalten.
Der Modetrend der Individualität ist auch in Schweden angekommen. Besonders im Sommer, der in Schweden eher kurz ausfällt, sieht man immer mehr trendige junge Leute, die ihre persönliche oder auch politische Meinung in karrikativer Art und Weise mit Hilfe ihrer Kleidung zur Schau stellen. Selbst auf den zahlreichen freien Märkten in Schweden befinden sich vereinzelte T-Shirt Drucker mit entsprechenden Maschinen, um direkt vor Ort die Wunschkleidung zu erstellen. Der moderne Schwede erledigt dies allerdings meist ganz in Ruhe zu Hause im Internet.
Der Online T-Shirt Druck schwappt nach ganz Europa und erfreut sich steigender Beliebtheit. Die vielseitigen Motive und Textilfarben werden am Rande der großen Städte entwickelt und hergestellt und finden ihre Abnehmer bei Anwohnern in entsprechenden Läden oder auch bei Touristen, die ein Mitbringsel aus Schweden erstehen möchten. Caps, Jacken, Button oder Pullover sind sehr beliebt und auch als Geschenk gut geeignet. Zu Hause werden dann beim Anblick die schönen Erinnerungen an Schweden geweckt.
Mobiltelefonie in Schweden
In Schweden sind mobile Telefone beliebt
Das Land Schweden ist ein reges Land für Handynutzer. Soviel Handys, wie in Schweden aktiv sind, überragt weit die komplette Einwohnerzahl des Landes. Mobiltelefonie hat sich in Schweden derart vergrößert, das regelrecht von einem Handyboom in dem Land gesprochen werden kann. Die Skandinavienländer ragen weit über 100 Prozent verbreiteten Mobilfunkanschlüssen, und in Schweden liegt der Wert noch höher als in Dänemark, Finnland und Norwegen. Denn gerade in der nunmehr aktiven Zeit verfügen die meisten Schweden über bereits 2 oder mehr Mobiltelefonie, ein Telefon gewöhnlich für die allgemeine private Nutzung und ein anderes dagegen für die geschäftliche Verwendung.
Mobiltelefonie und Festnetz in Schweden
Erwähnenswert bleibt noch festzustellen, dass vielfach die Menschen auf die mobilen Telefonnutzungen umsteigen, die Festnetzanschlüsse haben rapide abgenommen. Nach Berichten von schwedischen Telekommunikatonsgesellschaften und Postagenturen sind die Festnetzanschlüsse vom mindestens zwei Prozent gesunken. Der Beliebtheitsgrad für Mobilfunktelefonie hat zugenommen und steigt weiterhin. Bei der Handynutzung ist es im Grunde egal, wo man sich befindet – weil für das Telefonieren ist es nicht zwingend erforderlich – im Büro oder zuhause zu sein. Schweden verfügt über exzellente mobile Kommunikation.
Telefontipps für Reisende
Die Schweden selbst bevorzugen eher Prepaid-Angebot als einen Handyvertrag, für Reisende sicherlich ebenfalls eine bessere Lösung. Sehr beliebt bei Prepaid-Angeboten ist der Anbieter Halebop. Zur Empfangsqualität äußern sich offizielle Stellen dahingehend, dass die Abdeckung in Südschweden „so gut wie hundertprozentig“ sei, während in Nordschweden entlang großer Straßen und an der Küste noch eine gute Erreichbarkeit besteht, es in unbewohnten Gegenden jedoch zu Schwierigkeiten beim Handy-Empfang kommen kann.
Autofahren und gleichzeitiges Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung
Bis vor kurzer Zeit war das Autofahren und gleichzeitige Nutzen eines Handys in Schweden nicht verboten (siehe beispielsweise beim ADAC). Bereits seit längerer Zeit existieren in europäischen Ländern strikte Handyverbote für Autofahrer. Diese Regelung ist auch in Schweden nun wirksam. Sofern die Handynutzung im PKW erwünscht ist, dürfen lediglich Freisprecheinrichtungen für die Kommunikation genutzt werden. Autofahren und gleichzeitiges Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung im Kraftfahrzeug ist verboten. Bei Verletzung dieser Vorschrift droht eine Ordnungsstrafe.
Fotoziele in Schweden
Fotografieren in Schweden
Die erste Assoziation die einem in Verbindung mit Schweden einfällt dürfte wohl das von Astrid Lindgren geschaffene Dorf Bullerbü sein. Malerische Holzhäuser in landestypischen Falunrot, inmitten unberührter Natur. Wer sich auf eine Fotoreise nach Schweden begibt wird tatsächlich solch malerische Dörfer finden, die zahlreiche Fotomotive beherbergen. Ansonsten hat Schweden aus fotografischer Sicht noch mehr zu bieten. Metropolen, wie Malmö, Göteborg und Stockholm sowie unzählige Landschaftstypen.
Schwedische Städte – Eine fotografische Entdeckungsreise
Ganz im Süden Schwedens liegt die Stadt Malmö. Wie alle schwedischen Großstädte ist die Stadt durch das Wasser geprägt. Die Altstadt beherbergt einen historischen Stadtkern, der sich für Architekturfotografen lohnt. Ein besonderes Highlight für Fotografen dürfte der Turning Torso sein, ein Wolkenkratzer von 190 Metern Höhe. Göteborg, die zweitgrößte Stadt Schwedens, wartet ebenso mit einer lohnenswerten Innenstadt auf, die zahlreiche Sehenswürdigkeiten beherbergt. Insbesondere das Göteborger Hafengebiet, mit seinem alten Industriecharme dürfte für Fotografen interessant sein. Stockholm, die Hauptstadt des Landes, ist ein schier unerschöpfliches Ziel für Fotografen und beherbergt auch ein Fotomuseum. In der Innenstadt stehen berühmte Baumwerke, wie das Stadtschloss und das Rathaus. Hinzu kommt die Gamla Stan, die nahezu komplett erhaltene Altstadt. Auch das Umland von Stockholm bietet interessante Fotoziele. Der Schärengarten, mit mehr als 24.000 Inseln, ist besonderes für Natur- und Landschaftsfotografen empfehlenswert.
Schwedens Natur
Schweden birgt für Natur- und Landschaftsfotografen schier unerschöpfliche Bildmotive. Im Wechsel der Jahreszeiten verändern sich die Landschaften mitunter stark. Je weiter die Reiseroute gen Norden verläuft, umso geringer wird die Bevölkerungsdichte. Vom Landschaftstypus ist Schweden äußerst divers. Wälder, ausgedehnte Seengebiete, Küsten und Berge sind in Schweden nie weit voneinander entfernt. Im Winter kommen in Nordschweden einmalige Naturschauspiele hinzu. Mit etwas Glück lassen sich dann Polarlichter ablichten. Generell bietet die Region im Norden Schwedens eine Menge Fotoziele. Dazu zählt beispielsweise Kiruna, die nördlichste Stadt des Landes. Von dort aus ist es nur ein kurzer Weg zum höchsten Berg Schwedens, dem Kebnekaise. Sehenswert ist auch die historische Stadtkirche von Kiruna, die bereits zum schönsten Gebäude Schwedens gewählt wurde.
Sicherung der Bilder
Damit die Bilder nicht ungewollt verloren gehen, ist es ratsam Sicherungen anzulegen. Dazu können die Bilder beispielsweise auf einem mobilen Datenträger oder einem Computer gespeichert werden. Einige Fotospeicher verfügen zudem über ein Display, so dass die fotografische Ausbeute begutachtet werden kann. Speicherkarten sollten sorgsam aufbewahrt werden. Dazu zählt auch ein geeigneter Schutz vor zu extremen Temperaturen. Sollte die Speicherkapazität ausgeschöpft sein, ist es ratsam den Schreibschutz der Karte zu aktivieren. Dies schützt vor ungewolltem Überschreiben. Anschließend können die Bilder durch ein Fotobuch zu einem schönen Andenken verarbeitet werden oder bei einem Treffen mit Laptop und Beamer die frühere Diashow ersetzen.
Schweden und der Fall Julian Assange
Der Wikileaks-Gründer, der Australier Julian Assange (geboren 03.07.1971), befindet sich zur Zeit im Schutzraum der ecuadorianischen Botschaft in London. Über seinen Asylantrag in das südamerikanische Land wird am 12.08.2012 entschieden. Am 18.11.2010 war Assange in Schweden mit dem Tatvorwurf der minder schweren Vergewaltigung angeklagt worden, später (am 01.12.2010) wurde dies mit einem Internationalen Haftbefehl verbunden. Am 7.12.2010 stellte sich daraufhin Assange der Londoner Polizei. Das höchste Gericht Englands lehnte am 14.06.2012 Assanges Antrag ab, nicht nach Schweden ausgeliefert zu werden. Somit begab sich Assange, der sich beinahe die gesamte Zeit seines Aufenthalts in London unter Kautionsauflagen frei bewegen konnte, am 19.06.2012 in die Botschaft Ecuadors. Beim Verlassen dieser könnte er direkt nach Schweden ausgeliefert werden.
Assange und seine Auszeichnungen für den Frieden
Eine Strafverfolgung aus den USA ist gegen Assange nicht eingeleitet worden. Auch wenn ein Großteil der Wikileak-Veröffentlichungen eigentlich geheime US-Dokumente über Kriegshandlungen im Irak und in Afghanistan der Öffentlichkeit preisgab, geschah dies nicht in der Verantwortung Assanges. Sondern der US-Soldat Brad Mannings, der ihm diese Unterlagen lieferte, befindet sich in Haft wegen des Anklageverdachts des Geheimnisverrats und anderer, in diesem Zusammenhang formulierter Vorwürfe. Dennoch argumentiert Assange – wenngleich auch juristisch unbegründet – dass ihm in der USA die Todesstrafe drohe. Eine Anklage konnte jedoch bisher in diesem Land nicht einmal gegen Assange formuliert werden. Öffentliche Äußerungen von US-Armeeangehörigen und US-Journalisten fallen jedoch regelmäßig sehr negativ gegen ihn aus. Assange gewann 2008 den „Freedom of Expression Award“, 2009 den Amnesty International Media Award und 2011 verlieh ihm die Sydney Peace Foundation (Universität Sydney) eine Goldmedaille für sein Engagement im Sinne der Menschenrechte – vor ihm waren es nur Nelson Mandela und der Dalai Lama, die diese Auszeichnung erhielten.
Warum Schweden? – Quellenschutz für Journalisten und Server für Assange
In den USA und in Schweden befinden sich die Server der „Wikileaks“; in Schweden können Journalisten unter einem höheren Quellenschutz arbeiten als in anderen Ländern. Aus diesem Grund hatte Assange in Schweden eine Aufenthaltserlaubnis beantragt, die jedoch im Oktober 2010 ohne Begründung abgelehnt wurde. Überdies hatte noch 2010 die Piratenpartei Schwedens Assange eigene Server für das Betreiben von „Wikileaks“ zur Verfügung gestellt. Anwaltlich vertreten wird Assange von dem Spanier Baltasar Garzon, einem früheren Richter, der bereits gegen Eduard Pinochet Anklage erhoben hatte und für Menschenrechte eintritt.
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