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Sonnenuntergang am Cospudener See

Leipziger Neuseenland – Aktivurlaub am Cospudener See

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Schon lange hatte ich das Leipziger Neuseenland auf meiner Liste. Jetzt habe ich dort wundervolle Spätsommertage verbracht und bin begeistert. Hier einige Reisetipps dazu.

Entstehung

Bei Leipzig gab es einige Tagebaurestlöcher, die rekultiviert und renaturiert wurden, so dass zahlreiche Seen entstanden – der vermutlich einzige positive Aspekt der Braunkohlegewinnung. Noch ist das Leipziger Seenland nicht fertig gestellt, aber viele Seen dienen bereits dem Tourismus und vor allem dem Aktivurlaub. Wo früher Dreck die Umwelt belastet hat, wurde nach der Wende ein Paradies geschaffen und auch die nahegelegenen Kraftwerke blasen nur noch Wasserdampf in die Luft.

Cospudener See

Wir hatten uns für den Cospudener See entschieden. Bei Anreise mit der Bahn kann man die ca. 12 km zum See in 20 Minuten mit dem Taxi zurücklegen (Fahrpreis ca. 22 Euro), die Weiterfahrt mit der Bahn zum Bahnhof Markkleeberg wäre nochmal mit 45 Minuten zu Buche geschlagen.

Erster Blick aus der Ferienwohnung von Pier 1

Erster Blick aus der Ferienwohnung von Pier 1

Der Cospudener See ist mit 436 Hektar einer der größeren Seen im Leipziger Seenverbund und seit dem Jahr 2000 offiziell in Betrieb. Die Nutzungsmöglichkeiten sind enorm: Man kann den See mit dem Fahrrad (vor Ort für zehn Euro pro Tag mietbar) oder Inline Skates umrunden, laut Runkeeper waren das rund 11,5 Kilometer, die sich locker bewältigen lassen. Zumal zahlreiche Plätze zum Ruhen und Schwimmen einladen.

Nacktbaden überall?

Die Badehose muss man dazu nicht einpacken. Was uns wirklich begeistert hat – und die Wende und westdeutsche Verklemmtheit hoffentlich lange überleben wird – ist der unkomplizierte Umgang der Leipziger mit der Freikörperkultur. An denselben Stränden liegt alles bunt gemischt: Komplett in Badeklamotten, oben ohne oder komplett nackt. Zuerst fragten wir uns: Dürfen wir hier wirklich oder verstoßen wir vielleicht ohne Wissen gegen irgendwelche Regeln? Doch egal wo wir hinkamen, waren die Nackten schon da und niemand guckte uns schräg an, wenn wir alle Hüllen fallen ließen. Ein wundervolles Stück Freiheit.

Sonnenuntergang am Cospudener See

Sonnenuntergang am Cospudener See

Wanderpaddeln

Eine unserer schönsten Aktivitäten war eine Runde mit dem Kajak. Als alter Wildwasserpaddler, der diesen Extremsport aufgegeben hat, hatte ich schon lange einmal Lust auf Wanderpaddeln. So mieteten wir uns einen Zweierkajak (20 Euro für vier Stunden), querten den Cospudener See, ab in die Schleuse, dann über den Waldsee Lauer inklusive kleinem Picknick und noch ein Stück Richtung Leipzig, bis wir aus Zeitgründen umkehren mussten. Wer möchte, kann auch direkt von Leipzig aus starten und komplett bis zum Cospudener See durch wunderschöne Flußlandschaft paddeln. Ältere Damen, die wir unterwegs trafen, berichteten begeistert von Eisvögeln und anderem Getier, das sie gesehen hatten.

Waldsee Lauer

Der Waldsee Lauer im Neuseenland Leipzig

Und wer nicht mit dem Kajak paddeln will, kann Tretbootfahren, Stehpaddeln, Segeln, Kiten, Tauchen oder einfach nur am Strand liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

Markkleeberger See

Eine weitere Fahrradtour brachte uns zum Markkleeberger See. Tipp: Über den Abendweg weg vom Cospudener See, direkt zur Seestraße und dort auf der linken Straßenseite (rechts ist ALDI) den Fahrradweg so lange nutzen, bis es nach ca. fünf Kilometer rechts zum Markkleeberger See geht. Aufgrund einer Schnellstraße ist man auf diesen Weg angewiesen. Sobald man dann rechts abgebogen ist, wird es wieder idyllisch. Am Markkleeberger See gibt es auch wieder einige Sandstrände, insgesamt wirkt er allerdings steiniger und weniger baumbestanden als der Cospudener See. Das Wasser ist dort allerdings genauso erfrischend 🙂

Fahrradtour: Keesscher Park Markkleeberg

Fahrradtour: Keesscher Park Markkleeberg

Wildwasser

Das besondere Highlight am Markkleeberger See ist der Kanupark Markkleeberg. Er wurde 2007 als eine der modernsten Wildwasseranlagen Europaas eröffnet und bietet Möglichkeiten zum Rafting und Wildwasserpaddeln. Wir mussten uns etwas gedulden, bis die Anlage um 15 Uhr in Betrieb genommen wurde und schauten solange einer Gruppe beim Drachenbootfahren zu. Schließlich gingen Vertreter derselben Firma – hier war wohl ein Firmenevent gebucht – auf die Raftingstrecke. Dazu gab es noch einen Bereich, der mit Slalomstangen als Trainingsstrecke für Paddler gut geeignet scheint. Die zuständige Mitarbeiterin erklärte mir, dass man für eine Stunde Wildwasserpaddeln 15 Euro zahlen müsse, dazu kämen noch 22 Euro, wenn ich eine komplette Ausrüstung leihen wollte. Dazu gibt es auch zahlreiche Kursmöglichkeiten und weitere Angebote rund ums Wildwasser – für Abenteuerlustige auf jeden Fall einen Besuch wert!

Windwasser Rafting im Kanupark Markkleeberg

Windwasser Rafting im Kanupark Markkleeberg

Kulinarisches

Während unseres Besuches im Kanupark testen wir natürlich auch das dortige Restaurant. Ein Salat mit Hühnchenstreifen für 8,60 Euro war völlig im Rahmen und lecker. Dazu alkoholfreies Weizen und zum Abschluss ein leckeres Eis.

Ansonsten aßen wir am Cospudener See, wo es bei Pier 1 gleich drei Restaurants – sowie einen Biergarten und eine Frühstückslocation – zur Auswahl gibt. Ein Stück weiter hoch der Seeteufel, der zwar schön gelegen ist am See, aber für unseren Geschmack etwas zu exklusiv und unterkühlt modern wirkte. Direkt bei der Hafenmeisterei gab es eine weitere Location, die dort möglicherweise die einfachste Variante darstellt und mir vielen kleinen Tischen für Paare gut geeignet schien.

Wir entschieden uns für das „Sole Mio“, wo man direkt über dem See speisen kann. Obwohl es Donnerstag und Freitag bereits draußen ausgebucht war, bekamen wir glücklicherweise doch noch einen Platz auf der Terrasse direkt über dem See mit Blick in die Abendsonne. Wundervoll. Die Location top, das Essen hervorragend, die Bedienung freundlich, keine Spur von der oftmals kolportierten ostdeutschen Servicewüste. Nur das Angebot eines Drinks auf Kosten des Hauses, wie er bei mir zu Hause überall üblich ist und bei Rechnungen von jeweils 60 Euro auch drin sein sollte, fehlte leider.

Abendessen auf der Seeterasse Sole Mio am Cospudener See

Abendessen auf der Seeterasse Sole Mio am Cospudener See

Unterkunft

Ursprünglich wollten wir zu „Brot & Kees“ am Markkleeberger See, wo aber alles ausgebucht war. Die Dame dort half mir aber freundlich weiter und empfahl mit angesichts der Saison, wo kurzfristig wenig frei sein dürfte, die neugebauten Ferienwohnungen von Pier 1. Freitags angerufen, eine Wohnung war noch frei, welche mir die Dame für den Donnerstag darauf reservierte. Abends dann die Bestätigung gemailt. Als ich bis Mittwoch noch keine Bestätigung hatte, rief ich an. Von meiner Reservierung wussten sie nichts, die Mail war wohl im Spam gelandet. Aber irgendwas würde schon gehen, ich solle ruhig kommen.

Klappte dann auch alles. Es war dann halt eine Wohnung im unteren, statt im oberen Geschoss. Klein, zweckmäßig, aber sauber und für zwei Menschen ausreichend – für mehr Personen eher weniger geeignet, da es dann im Hauptraum mit Couch/Fernseher, Essbereich und kleiner Einbauküche arg eng würde.

Die schöne junge Dame, die die Rezeption managte, war ebenfalls sehr hilfsbereit und als ich kurzfristig um einen Tag verlängerte, ging dies problemlos. Insofern alles sehr empfehlenswert. Kosten: 70 Euro pro Nacht für die Wohnung plus 19 Euro Endreinigung.

Segelschiff am Abend am Cospudener See

Segelschiff am Abend am Cospudener See

Fazit

Das Leipziger Seenland ist absolut eine Reise wert. Man kann unglaublich viel unternehmen (allein was mir der Taxifahrer bei der Heimfahrt noch alles an Attraktionen an den anderen Seen empfohlen hat, bietet noch genug).

Besonders geeignet ist das Seenland für Familien mit kleinen Kindern, die sich endlos am Sandstrand beschäftigen oder auf den Spielplätzen toben können. Dazu natürlich Paare oder sportbegeisterte Gruppen. Wer dagegen Kinder im Jugendalter hat oder Party machen will, sollte sich eher an Leipzig selber halten und lediglich Tagesausflüge ins Auge fassen.

Ich werde jedenfalls gern wiederkommen.

Blick auf den Sonnenuntergang aus der Ferienwohnung von Pier 1 auf den Cospudener See

Blick auf den Sonnenuntergang aus der Ferienwohnung von Pier 1 auf den Cospudener See

Weiterführende Informationen

VG Wort

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Autor: Frank

Webdesigner und Publizist. Freier Mitarbeiter bei Magazinen im Bereich Gesundheit/Spiritutalität (Reiki-Magazin, Connection, DAO) und Musik sowie Autor/Herausgeber von Fach-Anthologien beim Windpferd Verlag. Mag am liebsten aktiven Natururlaub in Europa sowie Reisen nach Südostasien. Ganz besonders wichtig: Wasser!

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