Klettern kam bislang bei meinen Kids immer gut an. Mittlerweile ist es schon mehr als drei Jahre her, dass wir an den Eschbacher Klippen klettern waren. Damals war ich auch mit meiner jüngsten Tochter in einem Kletterwald im Taunus. Als jetzt Ferienzeit anstand, ich aber schlecht komplett vom Büro weg konnte, war klar, es musste ein Natururlaub in Deutschland sein – und zwar heimatnah.
Das Wetter war diesen Sommer leider zu schlecht, um öfter die Aschaffenburger Badesseen unsicher zu machen. Dafür gibt es in der näheren Umgebung einige Hochseilgärten, wo es aus meiner Sicht von Vorteil ist, wenn die Sonne nicht so sehr knallt (wobei es im Wald ja noch relativ kühl bleibt). Wir entschieden uns für den Kletterwald Haibach.
Die Anfahrt ist easy, gut ausgeschildert. Gleich am Ortseingang Haibach gibt es links einen größeren Parkplatz – man läuft dann noch ca. 500 Meter bis zum Kletterwald. Als Erwachsener mit zwei Kindern zahlte ich 35 Euro. Wenn meine Frau noch mitgekommen wäre, hätte der Spaß 49 Euro gekostet. Nichts, das man sich jeden Tag in den Ferien leisten kann. Aber ich schätze, dass die Kosten für den Betrieb eines Hochseilgartens nicht ohne sind (reines Saisongeschäft von Ende März bis Ende Oktober, Sicherheit, Pflege, Personal).
Wie üblich erhielten wir Gurte und Helm sowie die anschließende Einweisung. Dann ging es los: Erst einen kurzen Niedrigparcour zum Eingewöhnen, dann zwei Strecken auf 3 bzw. 3-4 Meter. Anschließend war höchste Zeit für die Mittagspause. Die mitgebrachten Brote, Obst und Naschwerk war schnell weg. Wir spürten bereits unsere Muskeln und die Hände taten etwas weh vom Festhalten an den Seilen. Handschuhe wären nicht schlecht gewesen – kann man sich kostenlos ausleihen.
Doch irgendwie vergaßen wir diese wieder, als wir uns dann auf die Tour in fünf Meter Höhe aufmachten. Dummerweise waren grade zwei große Gruppen erschienen, die Betreuerinnen rotierten. Eine war mit Kids im Zwergenparcour unterwegs, die anderen beiden verpassten Gurte und wiesen ein. Somit waren die Gruppen in den Bäumen erst einmal auf sich allein gestellt. Vor uns war ein Team aus drei Männern unterschiedlichen Alters und einer Frau (Sohn, Mutter, Onkel, Schwiegervater). Die Frau war erstmals im Hochseilgarten und von den Männern gleich zum Start auf die Siebenmeter-Strecke mitgenommen worden. Sie wirkte schon ein wenig gefrustet. Die Männer dagegen turnten fröhlich vorneweg und ignorierten die Sicherheitsvorgaben (schon mal zwei am selben Seil etc.). Aus meiner Sicht sind Hochseilgärten eine sehr sichere Sache und ich hoffe, dass solche Deppen im Falle eines Unfalles nicht alles in Verruf bringen.
Zeit zum Kopfschütteln hatten wir allerdings nicht. Während auf der zweiten Dreimeterstrecke am Ende eine Schlaufenserie die große Herausforderung gebildet hatte, war es hier ein Übergang aus zwei längshängenden, äusserst wackligen Stecken mit Tauen dazwischen gleich ziemlich zu Anfang (tja, zu wenig Muskeln oder doch eher abnehmen? *g*). Es machte mir wieder klar, dass ein Klettergarten für Ungeübte weniger Fun-Faktor bietet, als vielmehr eine Herausforderung, die eigenen Grenzen zu testen und zu überwinden. Dies hatte vor allem meine Jüngste (11 Jahre), die an einer Stelle lange scheute: Man musste sich auf einen Reifen setzen und damit wie bei einer normalen Seilrutsche über einen Abgrund schwingen. Der war allerdings die höchste Stelle auf diesem Parcour und die Tiefe machte Angst. Erst nach langem, ruhigem Zureden wagte sie es – ein riesiges Erfolgserlebnis! Hinter uns war eine Familie, die den Parcour dagegen völlig sourverän meisterte – kein Wunder, die Mutter erzählte mir, dass sie sich regelmäßig im Kletterwald austoben. Dazu erhielt ich von einem klettererfahrenen Vater die Info, dass sie kurz zuvor erst im Kletterwald Heigenbrücken gewesen seien, den er als deutlich schwieriger einstufen würde.
Wir waren jedenfalls froh, die Fünfmeterstrecke mit einer schönen langen Abfahrt beenden zu können. Die Hände schmerzten, selten benutzte Muskeln zeigten ihre Existenz, die dreineinhalb Stunden waren locker um. Zum Abschluss besuchten wir den (kostenfreien!) Wildpark, der sich direkt vor dem Kletterwald befindet und gerade erst durch die Geburt eines Eselchens in der Zeitung gewesen war. Ein richtig schöner Abschluss eines Ferientages zuhause 🙂